Das Missverständnis mit dem Portemonnaie

von Elisabeth Michel-Alder

Die grosse Rentenreform fand beim Volk zu wenig Zustimmung; die ungelösten Probleme bleiben ganz oben auf der politischen Traktandenliste. Und die Expertinnen und Experten sind mit neuen Vorschlägen zur Stelle. Auch der geschätzte Reiner Eichenberger.

Sein Rezeptzettel umfasst finanzielle Anreize für längeres Verweilen im Erwerbsleben. Schräubeln bei Steuern, Abgaben und Rentenhöhe nach Aufschub. Vielleicht gibt es sie, die 64Jährigen, die beim Rechenschieber Entscheidungshilfe für den Übertritt ins Pensionsalter suchen. Mir ist noch keine solche Person begegnet. (Der via Geldbeutel gesteuerte Mensch ist, wenn wir dem aktuellen Nobelpreisträger vertrauen, ein Konstrukt mancher zünftiger Ökonomen.)

Wer über 64/65 hinaus arbeitet, hat nach meiner Beobachtung einen Weg zwischen hergebrachten und neuen gesellschaftlichen Denkgewohnheiten, der Praxis von Arbeit- und Auftraggebenden, Attraktivität möglicher Aufgabenbündel, Er- oder Entmutigung von Vorgesetzten und Kolleginnen, Wünschen aus dem privaten Umfeld, persönlicher Motivationslage, Selbstkonzept usw. gebastelt. Manche Einflussgrössen lassen sich verstärken.

Theoretisch müssten sich (Meinung von R.Eichenberger) die Unternehmen um reifere Fachkräfte balgen. Praktisch stellt kaum jemand Personen ü55 ein; für die Zielgruppe stimmige VEP-Jobs sind noch rarer. (VEP= very experienced people).

Dafür zahlt die wachsende Gruppe Erwerbstätiger ü65 klaglos überhöhte Steuern. Weil anderes zählt.

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