Sinkendes Einverständnis mit Erwerbszwängen

von Elisabeth Michel-Alder

Erstaunlich und gegen intuitive Erwartungen: Unsere Grosseltern wurden früher gebrechlich und weniger alt, doch sie waren länger erwerbstätig. Die OECD-Statistiken belegen, dass 1970 die Männer hierzulande im Durchschnitt mit 71.9 Jahren in Rente gingen, die Frauen mit 73 Jahren. 2017 lauten die Vergleichszahlen 65.7 und 64.3. Interessant der Wendepunkt im Jahr 2003, da betrug das durchschnittliche Austrittalter für Männer 64.3 Jahre; seither steigt es sachte an. Ein Hinweis auf veränderte Lebensentwürfe?

Wie erklärt sich der Wandel im Konzept von Ruhestand und Erwerbspflicht? Welche Faktoren lösen eine Trendumkehr aus? 1972 verankerten die Stimmbürger*innen das 3 Säulen-Prinzip zur Altersvorsorge in der Bundesverfassung. Erst 1985 trat das entsprechende Gesetz über die berufliche Vorsorge in Kraft und die betrieblichen Pensionskassen wurden obligatorisch. 1984 waren erst 62% der Erwerbstätigen für den Lohnausfall im Alter versichert. Viele gewöhnten sich rasch an die neuen Perspektiven, die sich heute allerdings erneut transformieren. Raten wir: Wann wird das durchschnittliche Übertrittsalter der Frauen vom Erwerb in die Rente wieder bei 73 liegen?

Zurück

Rssfeed